Sonderbare Geschäftspraxis
Sein Oldtimer- und Ersatzteilimperium war zuerst ein Handel, aber Rudi Klein war ein Kauz und Sonderling, der sich nur ungern von seinen Schätzen trennen mochte. Er hasste gierige Souvenirjäger und, auch wenn sein Geschäft mehr wie ein endloser Schrottplatz aussah, kannte er doch den Wert jedes einzelnen Kühlergrills.
Auf 16.000 Quadratmetern war sein Lager in South Central Los Angeles angewachsen, als Klein 2001 starb. Voller Autoschätze, die dort unter Staub, Dreck und Vogelkot auf bessere Zeiten hofften. Von außen durch hohe Wände abgeschirmt, wussten nur wenige Eingeweihte, dass sich dort das größte Freilichtmausoleum automobiler Schätze der ganzen Welt verbarg. Die Dimensionen des Autohorts sind unvorstellbar: Klein soll allein 200 Porsche 356 besessen haben. Er hortete unbezahlbare Unikate, wie die 1935er Mercedes-Benz 500K Roadster-Limousine von Rudolf Caracciola. Der Band „Junk Yard“ entstand bei einem Besuch noch zu Lebzeiten von Rudi Klein. Die Fotos der verrottende Traumwagen führen in eine surreale Parallelwelt von Rost und abgeplatztem Lack mitten in Los Angeles.
Mit Absicht ungepflegt
Die Geschäftsentscheidungen Kleins waren undurchschaubar. Er versenkte Millionen mit Investitionen in eine neue Auto-Luxusmarke, galt aber als harter Verhandler, wenn es um seine Wracks ging. Gefiel ihm ein Kunde nicht oder patzte ein Interessent mit einer unpassenden Antwort, verlangte Klein einfach das Doppelte oder verkaufte überhaupt nichts mehr.
BMW soll versucht haben, verschollene Klassiker für die Werkssammlung zu erwerben, aus irgendeinem Grund wollte Klein die Wagen aber nicht an den Hersteller verkaufen, sie gammelten weiter vor sich hin. Es wäre ein Leichtes gewesen, die teuren Wagen besser zu schützen und abzudecken. Auch daran hatte Klein kein Interesse, ebenso wenig wie an Restaurationen. „Im Original sind sie mir lieber“, lautete seine knappe Erklärung. Nach seinem Tod lösten die Söhne die Sammlung nach und nach auf.
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